Erfahrungsbericht Sony Alpha a6000


Die a6000 ist der Nachfolger der hervorragenden und erfolgreichen NEX-6 mit schnellerem Phasen AF (PDAF) und einem überarbeiten Bedienkonzept welches sehr dem der Alpha DSLR's ähnelt.
Eine der Vorgängerinnen der a6000, die NEX-5R durfte damals nicht bleiben. Ihr AF tendierte im schwächerem Licht gegen unbrauchbar und das Bedienkonzept war eher hinderlich. Also war spannend zu schauen, in wie weit Sony die bisherigen Mängel wegoptimieren konnte.
Mit einem 18200LE hat die NEX-5T auf einem Tanzturnier im beleuchteten Sahl teilweise erst nach mehreren Sekunden fokussiert, trotz PDAF-Unterstützung in Kamera und Objektiv. Aber die herausragende und am meisten beworbene neue Funktionalität ist das neue Phase Detection Auto Focus (PDAF) System in Kombination mit einem verbesserten Constrast Dectection Auto Focus (CDAF) ergibt einen Hybrid-AF mit 179 Phasen-AF Punkten. Dazu gibt es es eine Serienbildgeschwindigkeit mit 11 Bildern/Sekunde. Das sind Performancewerte, die bis vor kurzem in dieser Preisklasse noch überhaupt nicht erreicht wurden. Zumindest auf dem Papier. Allerdings erheben gerade fast alle Anbieter den Anspruch, den schnellsten AF im Segment der Speigellosen zu besitzen. Was diese Aussagen wert sind, zeigt zum Beispiel ein Vergleich von TheCameraStoreTV http://youtu.be/up8K_xd_iwU. Kurzum: auch Panasonic hat ein brandneues CDAF-Konzept, welches hier den Sieg davon trägt. Allerdings zeigt eine Nikon D4S, wo die Meßlatte noch hängt. Aber immerhin: die schnelleren Spiegellosen können heute mühelos vergleichbar teure Einsteiger-DSLR's in Bezug auf AF-Geschwindigkeit hinter sich lassen. Meine a6000 hatte auf jeden Fall überhaupt keine Probleme, meinen Sohn auf einem Roller in einer schnellen Serie zu verfolgen, während er erst auf mich zu, dann an mir vorbei und schließlich von mir weg fuhr. Das sollte im Privatbereich ausreichen, alles andere kann man den Profis und ihren Systemen zu überlassen.
Auch die Bedienung der a6000 wurde einer kompletten Überarbeitung unterzogen, die Menüführung entspricht jetzt jener der Alpha DSLR's und ist somit absolut gelungen. Wie die NEX-6 verfügt die a6000 im Gegensatz zur 5R über mehr Bedienelemente, somit muß man ohnehin seltener in das Menü absteigen. Und vorher gibt es auch noch das Quick-Menü, welches die Bildanzeige überlagert. Darin lassen sich die meisten aufnahmerelevanten Parameter einstellen. Somit muß man selten in das Haupmenü, und wenn dann ist das aufgrund der guten Strukturierung kein Problem. Von der Bedienung her ist die a6000 tadellos, niemals hatte ich das Gefühl daß mir die Bedienung der a6000 irgendwann im Wege steht. Ganz im Gegenteil, die a6000 macht Spaß. Es gibt nur Kleinigkeiten, die aus meiner Sicht noch verbessert werden können. Das Modus- und das hintere Einstellrad könnten getauscht werden, weil das linke Rad besser erreichbar ist wenn man die Kamera vor dem Gesicht hat und damit ja normalerweise ein aufnahmerelevanter Parameter eingestellt wird. Auch ein Touch-Screen würde der a6000 gut zu Gesicht stehen.

Die a6000 zeichnet, wie alle Alphas, die hervorragende Automatik aus welche sie voll Point-and-Shoot tauglich macht. Sie tendiert in der Grundeinstellung zu sparsamer Belichtung, was aber den Vorteil hat, daß die Highlights normalerweise gerettet sind und höchstens die Schatten aufgehellt werden müssen. Das erledigt Sony's Dynamic Range Optimizer (DRO) auf Automatik in den meisten Fällen sehr gut, genau wie die Sony Alpha DSLR's, somit besser als die Sony Cybershot Kompaktkameras. Die intelligente Automatik iA+ geht sogar noch einen Schritt weiter und erstellt, wenn der Kamera der Dynamikumfang ausgeht, automatisch ein HDR-Bild. Dies zu provozieren ist allerdings nicht einfach, weil der Sensor der a6000 über einen sehr hohen Dynamikumfang verfügt. Selbst direkt in die Sonne fotografiert, davor ein Haus im Schatten und die Kamera macht kein HDR-Bild sondern hellt nur per DRO die Schatten auf. Abgesehen von der Sinnhaftigkeit eines solchen Bildes ist das Ergebnis der a6000 hier einfach absolut beeindruckend. Diese Gutmütigkeit der Kamera macht sie zum Kauftip für alle, die einfach eine bessere Schnappschusskamera wollen und gar keine Lust haben, sich weitergehend mit der Fotografie zu befassen. Wer genau so etwas sucht, kann hier aufhören zu lesen und einfach die a6000 kaufen.
Die Bildqualität der a6000 ist einfach großartig. Wie alle Alphas produziert sie knackige Bilder mit sehr realistischen Farben. Die hohe Auflösung von 24mp bietet prinzipiell im Nachhinein noch viel Freistellpotential. Allerdings gibt es kaum Objektive, welche die hohe Auflösung unterstützen. Wer ohnehin nur JPEG fotografiert, kann die Auflösung daher ruhig auf 16mp herunterstellen, sofern nicht in Obektive investiert wurde die ein vielfaches der Kamera kosten. Für RAW-Fotografen ist die hohe Auflösung ein handfester Nachteil, müssen sie doch immer die großen RAW-Files übertragen und bearbeiten, auch wenn wohl nur an wenigen a6000 Objektive montiert sind, die diese Auflösung wirklich bieten. Und obwohl die Rausch- und Dynamikwerte der a6000 sehr gut sind, hätte ich gerne eine a6000 mit weniger Megapixeln, die dann dafür noch bessere Rausch- und Dynamikwerte liefert. Und kleinere RAW-Dateien, die besser zu bearbeiten sind. Die Videoqualität der a6000 ist sehr gut, mit Codecs bis zu Full-HD bei 60Hz, für die meisten Hobbyanwender wird die a6000 auch gleich die separate Videokamera ersetzen.
Das 1650PZ Kit-Objektiv ist auf der einen Seite ein tolles Stück Technik, welches aus der a6000 ein hochgradig portables System macht welches nur wenig größer, aber viel besser als eine Kompaktkamera ist. Obwohl es ein Power-Zoom Objektiv ist, also elektronisch und nicht mechanisch gezoomed wird, bedient es sich fast wie ein Objektiv mit mechanischem Zoom. Leider wird seine Bildqualität dem Body in keinster Weise gerecht. Selbst im Zentrum ist die Auflösung und Schärfe bestefalls OK, die Ränder fallen gerade im Weitwinkel extrem ab. Die RAW-Dateien zeigen zum Teil, woran das liegt. Um ein so kleines Zoom-Objektiv für APS-C zu bauen, musste Sony massiv Kompromisse eingehen. Die Verzeichnung ist zu den Ecken hin schon extrem und wird elektronisch korrigiert. Das aber so eine extreme Korrektur zu Lasten der Bildqualität geht, ist klar. Das Objektiv vignettiert dann auch sehr stark, was für die JPEG's entsprechend korrigiert wird. Problematisch wird bei Motiven mit dunklen Ecken. Es ist dann schon vom Motiv her dunkel, die Vignettierung dunkelt die dunklen Ecken noch weiter ab und die Bereiche werden geclippt, d.h. dort ist auf dem Bildsensor keine verwertbare Information mehr vorhanden. Um die Vignettierung loszuwerden, werden die Ecken dann aufgehellt, dort findet sich aber nur noch Rauschen welches sich dann meistens blau in den eigentlich dunklen Ecken darstellt. Nun sollte man auf das 1650PZ nicht völlig verzichten. Es ist beim Neukauf so billig, daß man es mit erwerben sollte. Die jackentaschentauglichkeit ist schon ein echter Punkt für die a6000/1650PZ Kombo. Und mal ehrlich: nimmt man die kleine Kombo z.B. mit auf den Spielplatz um dort den Nachwuchs beim Spielen zu fotografieren und schaut sich die Bilder hinterher auf dem heimischen flachbild-TV an, werden diese Probleme wohl höchstens Experten auffallen. Mit den meisten Kompaktkameras unterhalb der Premium-Klasse kann es die a6000 auch mit dem 1650PZ aufnehmen. Aber klar ist auch, daß die Abbildungsleistung des 1650PZ der a6000 nicht gerecht wird.
Als zweites Objektiv war das 18200LE als typisches Reisezoom im Test. Es gibt zwei weitere 18200 Objektive (ohne LE) von Sony. Diese sollen eine bessere Bildqualität als das LE bieten, sind aber auch größer, schwerer und teurer. Das LE ist eigentlich eine Tamron-Objektivkonstruktion, welche von Sony vertrieben wird. Man bekommt auch das Schwestermodell von Tamron für die Sony, und das sogar billiger. Aber nur für das LE gibt es von Sony das Update zur Unterstützung des PDAF, insofern sollte man bei der a6000 eher zur Sony Variante des Objektivs greifen. Die Bildqualität ist für ein Reisezoom durchaus in Ordnung, aber wie bei allen Vertretern dieser Klasse sollte man hier keine Höchstleistung erwarten. Es hat aber zumindest nicht die starke Verzeichnung des 1650PZ. Ich fand das Gesamtpacket aus a6000 und 18200LE aber recht unhandlich. Die a6000 ist eine leichte und sehr handliche Kamera. Der stark ausgeformte Griff trägt viel zur guten Handlichkeit bei. Das 18200LE ist an der a6000 für meinen Geschmack als immerdrauf-Urlaubsobjektiv aber zu schwer, insbesondere weil es ein stark kopflastiges Objektiv ist. Ein Zoom-Objektiv mit diesem Brennweitenbereich ist an einem APS-C Sensor einfach nicht kleiner und leichter zu machen, und das 18200LE ist ähnlich groß und schwer wie das 18-250 an der a58. Aber während das 18-250 an der a58 aufgrund des guten Griffs sehr gut zu halten ist, passt das Paket an dem viel kleineren Griff der a6000 nicht mehr so richtig gut zusammen. Als immerdrauf bietet sich statt dessen z.B. das Zeiss 16-70 an, welches aber eine viel kürzere Brennweite bietet. Für jemanden der plant, oft ein Reisezoom zu nutzen, ist das Alpha-System nicht die richtige Wahl.
Während der Autofokus wie eingangs beschrieben aufgrund der Fast-Hybrid Technologie bei gutem Licht zum aktuell besten gehört, hat die a6000 ein Familienproblem geerbt, auf Grund dessen ich schon die NEX-5R wieder verkaufte. Bei schwächerem Lichtverhältnissen bricht die AF-Performance aber massiv ein und ist eher wieder auf dem Niveau der 5R.
Dabei muß es nicht stockfinster sein, dann tun sich irgendwann alle AF-Systeme schwer. Mein Benchmark waren Tanzturniere in recht gut beleuchteten Säälen und ein Kindergeburtstag im indoor-Spielpark. Diese waren zu viel für den a6000 AF. Zu viele Momente hat die a6000 einfach verpasst, weil sie einfach nicht fokussieren konnte. Interessanterweise klappte der AF  in einem Schwarzlichtbereich wieder recht gut, vermutlich weil hier die spärliche Beleuchtung doch recht gute Kontraste abgab.
Davon abgesehen gibt es an der a6000 wenig auszusetzen. Wenn man plant, häufig mit Travel- oder Telezoom unterwegs zu sein, muß man sich entweder auf das Gewicht und Packmaß einstellen, oder  nach einer Alternative mit kleinerem Sensor umschauen. Die AF-Probleme bei schwächeren Lichtverhältnissen schränkt die Nutzung für mich zu stark ein, gerade mit meiner Indoor-Sport und -Kinder fotografie. Aber dafür belohnt die a6000 mit sehr guter Bedienbarkeit und hervorragender Bildqualität. Die AF Performance ist bei ordentlichem Licht spitze und eine sehr gute Videoqualität gibt es obendrauf. Ganz nebenbei ist die a6000, wie mittlerweile alle Sonys, ein wahres Ausstattungsmonster. Ob Schwenkpanorama, HDR oder Multi-Frame-Noise-Reduction: der a6000-Anwender braucht auf nichts zu verzichten. Und ganz wichig: die a6000 macht Spaß. Wer mit den Einschränkungen bzgl. AF und Reisezoom leben kann, macht mit der a6000 nichts verkehrt.

Kommentare

  1. Interessanter Bericht - bin selbst erst von der 5R zur a6000 gewechselt.
    Welche Kamera würdest Du denn bez. besserem AF in dunkler Umgebung vorschlagen?
    Hatte vor dem Kauf der a6000 mit den MTFs (speziell der Oly OMD10) geliebäugelt...nur wurde ich mit Ihr nicht wirklich "warm" in Bezug auf Menü, Gehäuse, Serienbildgeschwindigkeit und Gewicht...aber der AF der Oly schien schon geil zu sein...

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