TomTom/Treo-Bundle vs. Navigon 7000 T


Nachdem sich im ersten Anlauf bei mir das Navigon 7000 T ganz klar gegen das TomTom Go 710 durchsetzen konnte, war natürlich klar, dass das Treo/TomTom-Bundle hier nicht gewinnen kann.
Aber die Fragestellung war diesmal eine andere: Reicht das Bundle für die gelegentliche Navigation aus, oder braucht man zusätzlich ein richtiges Navi. Natürlich hat das TS 7000 T bauartbedingt Vorteile, als PNA hat es natürlich einen grossen Bildschirm gegen den der Treo als Smartphone so natürlich nicht ankommen kann. Dafür hilft dem TomTom die integrierte Datenverbindung des Treo, einer meiner Kritikpunkte am TomTom war ja der ständige Bluetooth Verbindungsabbruch, der die Nutzung der Plus-Services stark einschränkte. Die Displays verfolgen auch unterschiedliche Konzepte. Das Navigon ist recht matt und wirkt zunächst etwas kontrastarm. Das liegt vermutlich an der starken Entspiegelung. Fällt Licht auf das Navigon, wird das Bild nur wenig schlechter erkennbar. Der Treo mit der Palm Display-Folie liefert ein kontrastreiches Bild, das aber stark spiegelt. Einen Tod muss man sterben ... welches Display man bevorzugt ist Geschmacksache. Ebenso wie die Farbgebung. Mir persönlich gefällt die matte Farbgebung des Navigon besser. Der TomTom kommt mit vier Farbschemata, die mir aber allesamt zu bunt sind.
Beide Geräte mussten Ihre Qualitäten auf einer Urlaubsfahrt von Hamburg ins Allgäu und auf Ausflügen in die Umgebung sowie auf der Rückfahrt unter Beweis stellen. Die Bewertung im einzelnen:

Navigon
  •  + Schön ist das automatische ranzoomen beim Abbiegen und das herauszommen bei höheren Geschwindigkeiten. Wenn ich auf der Autobahn unterwegs bin, möchte ich einen möglichst grossen Kartenausschnitt sehen, beim Abbiegen aber möglichst viele Details.
  • + Die Funktion ‚Sonderziele auf der Route‘ ist klasse. Auf der Autobahn kann ich mir so mit zwei Klicks schnell die nächsten Rastplätze und Tankstellen anzeigen lassen. Mit einem Klick kann man eines der Sonderziele als Zwischenziel übernehmen.
  • + Das Kartenmaterial ist erfreulich preiswert. Ich bekam gerade das Angebot, meine alte Deutschland-Karte für €69,- auf die neuste Europa-Karte zu aktualisieren. Schön ist das dafür neue Programm Navigon Fresh. Dieses kommt noch nicht ganz an die TomTom PC-Software ran, aber erfüllt seinen Zweck.
  • Leider gibt es das Programm nur für den PC, Mac-User bleiben noch aussen vor.
  • + Die POI-Darstellung des Navigon ist um Längen besser. Abgesehen davon, dass die Symbole besser aussehen, geben sie einem auch mehr Informationen. Restaurant-Ketten wie McDonalds oder Burger King erkennt man direkt am Symbol, ebenso wie Tankstellen oder Autohändler und Werkstätten.
  • + Die Qualität der Sprachausgabe ist beim Navigon deutlich besser.
  • - Leider ist das Navigon dermassen geschwätzig, dass ich die Sprachausgabe häufig ausgestellt habe. Ich würde mir hier einen Gesprächigkeits-Level wünschen, der auf unterster Einstellung nur Warnungen und Abbiegehinweise von sich gibt.
  • + Das Navigon zeigt auf Wusch die zulässige Geschwindigkeit auf Hauptstrassen und Autobahnen an. Dabei ist das Kartenmaterial sehr gut, in fast 90% der Fälle war die Anzeige korrekt. Ein Warnton bei Übertretung der Geschwindigkeit kann inner- und ausserorts unabhängig konfiguriert werden.
  • + Überhaupt ist das aktuelle Navtec-Kartenmaterial sehr gut, ich hatte keine Kartenfehler seit dem Upgrade mehr festestellen können.
  • + Eine schöne Unterstützung ist auch der Spurassistent, der einem bei mehrspurigen Situationen die zielführenden Spuren anzeigt.
  • - Prinzipbedingt bekommt das TMC nur lokale Verkehrsmeldungen mit, was es schwieriger macht auf langen Routen richtig zu Navigieren. Auch ist die Ankunftszeit dadurch manchmal etwas zu optimistisch.
  • - Der TMC-Empfang fernab der Ballungszentren ist kaum vorhanden, auf Autobahnstrecken über Land bekommt man häufig keine Verkehrsinformationen. Das lässt sich sicher mit einer Anbindung an die Aussenantenne verbessern, mit der Wurfantenne geht nicht viel.
  • - Während der fahrt durchs Allgäu hatte das Navigon eine unlogische Route gewählt. Der TomTom war dort besser.
  • - Das TS-7000 verschluckt manchmal Eingaben, so dass man die gleiche Auswahl noch einmal tätigen muss.

Treo 680 / TomTom-Bundle
  • + Wirklich potential hat IMHO der Online Dienst TomTom Plus. Es gibt aktuelle Meldungen von TomTom‘s Servern, und diese können z.T. auch von den Anwendern selbst eingepflegt werden. Derzeit geht das nur für Blitzer, was in einigen Ländern wie z.B. Deutschland meines Wissens verboten ist. Aber in Version 7 soll man damit auch Verkehrssituationen melden können. Das Web 2.0 ist das Mitmach-Web, TomTom könnte als Mitmach-Navi die Navigation 2.0 einläuten.
  • + Per GPRS hatte ich ständig aktuelle Staumeldungen, die aktueller als die TMC-Meldungen vom Navigon waren. Dies ist auf jeden Fall ein Vorteil gegenüber der Lösung mit einem via Bluetooth angebundenen Handy, welches mir auf einer Fahrt von Hamburg nach Berlin drei Verbindungsabbrüche bescherte.
  • - Leider brach statt dessen auf der Hinfahrt drei Mal die die Verbindung zum GPS-Receiver ab. Ein Mal war das nur durch Reset des Treo zu beheben. Einer der Abbrüche war durch einen Telefonanruf bedingt, den ich über die Bluetooth Freisprecheinrichtung meines Autos führte.
  • - Beim Telefonieren ist man in der Telefonanwendung des Treo, die Navigation fällt so lange aus. Hinterher muss die Navigation neu gestartet werden. Sie kennt zwar noch das Ziel, muss die Route aber wieder neu berechnen.
  • - Die Geschwindigkeitsanzeige ist unnütz. Die Geschwindigkeit, bei der gewarnt werden soll, kann nicht konfiguriert werden. Wenn gewarnt wird, blinkt die Schrift dunkelrot auf dunkelblauem Hintergrund. Damit ist sie quasi nicht mehr zu erkennen. Das ist aber auch nicht so schlimm, weil die Kartendaten wenig taugen. In höchstens 50% der Fälle stimmte die angezeigte Höchstgewschwindigkeit.
  • + Nett ist, dass der TomTom im Tunnel auf Nachtdisplay umschaltet
  • + Die TomTom Home Anwendung, mit der man Updates, Karten, POI‘s etc. herunterladen und installieren kann ist nett gemacht.
  • + Und TomTom Home gibt es auch für den Mac
  • + In der Navigationsansicht kann gezoomt werden.
  • + Das Routing war den ganzen Urlaub durch tadellos.
  • - Allerdings war eine Reaktion auf eine Verkehrsmeldung Blödsinn. Eine Abfahrt auf der A7 vor mir, die mich aber überhaupt nicht interessierte, war gesperrt. Der TomTom wollte daraufhin eine Abfahrt früher von der Autobahn abfahren und die gesperrte Abfahrt dann durch eine Stadt umgehen.  Das Navigon kannte die Sperrung auch, ist aber einfach korrekt auf der Autobahn geblieben.
  • - Ich hatte zwei Kartenfehler auf der Strecke
  • + Das System reagiert schnell und genau auf Eingaben.
  • + Die mitgelieferte Halterung ist sehr stabil

TomTom gilt gemeinhin als pseudonym für Navigation, so wie Kleenex für Papiertücher. Navigon steht im Ruf, leading edge Technologie zu verbauen. Insofern würde ich erwarten, dass TomTom bei den Basisfeatures der Navigation punktet und das Navigon ein paar Innovative Features bietet.
Das Gegenteil ist der Fall. Neben der reinen Wegfindung ist eine gute POI-Anzeige incl. der Auflistung der kommenden POI‘s wie Tankstellen auf der Route mittlerweile Basisfunktionalität, genauso wie die Anzeige der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. Auch sollte das Kartenmaterial in einem vernünftigen Preisverhältnis zum Gerät stehen. Ansonsten haben wir bald die Situation wie bei Consumer-Druckern, wo die Geräte in den Media-Märkten nachgeworfen werden und die Rechnung dann bei den Farbpatronen kommt. In all diesen Punkten ist das Navigon nach meiner Meinung überlegen. Dies liegt z.T. auch an dem nach meinen Erfahrungen besseren Kartenmaterial von Navtec.
Das TomTom-System kann nach meiner Erfahrung in diesen Bereichen nicht mit dem Navigon mithalten. Auch die beste Wegfindung nützt nichts, wenn sie durch suboptimales Kartenmaterial oder die Fehlinterpretation von eigentlich richtigen Verkehrsmeldungen ausgebremst wird.
Dafür hat die Integration der Plus Services auf jeden Fall Potential. Der Empfang ist besser als per TMC, ich bekomme gleich alle Meldungen für die ganze Route und zusätzlich noch das Wetter. Und in der nächsten Version können die Anwender untereinander Sperrungen austauschen. Das geht eindeutig in die richtige Richtung.
Zur ursprünglichen Frage: Reicht das Bundle für gelegentliche Navigation aus? Jein. Die häufigen Bluetooth-Verbindungsabbrüche, die z.T. nur durch einen Reset zu beheben waren sowie die Navigationsunterbrechung beim Telefonieren schränken die Praxistauglichkeit sehr ein. Für Anwender, die nur extrem selten ein Navi benötigen, reicht das aus, auch wenn mann dann und wann einmal rechts ranfahren muss um den Treo zu resetten. Benötigt man das System häufiger, sollte man den Kauf einer kabelgebundenen GPS-Maus in Erwägung ziehen. Diese sind in vernünftiger Qualität incl. Porto ab ca. € 70,- zu bekommen. In diesem Fall sollte man scharf überlegen, das Navigations-Bundle zu verkaufen (bringt auf eBay rund € 150,-) und für etwas über € 200,- statt dessen ein Navigon TS-7000T (bzw. 3110) zu erwerben. Diese Option wird noch interessanter, wenn man weitere Karten erwerben möchte.
Ich werde in Zukunft das Treo/TomTom Bundle nutzen, wenn ich ins Büro pendle. Ich bekomme sofort meine Staumeldungen und falls die Bluetooth-Verbindung zum GPS-Receiver abbricht, finde ich den Weg auch alleine. Das Navigon brauche ich dann nicht anschliessen. Dieses kommt aber zum Einsatz, wenn ich grössere Fahrten vor mir habe, in Gegenden die ich nicht kenne und insbesondere im Ausland.

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