Nokia Maps 2.0 im Urlaub




Mein nagelneues Nokia E71 kam gerade noch rechtzeitig zur Urlaubsreise an. Nach der Übernahme des Kartenanbieters Navtec und des deutschen Navigationsanbieters Smart2Go zeigt Nokia nun auch, was man damit vorhat. Den meisten aktuellen Nokia-Geräten liegt die hauseigene Navigationssoftware Nokia Maps 1.0 bei. Interessant ist dabei vor allem das Preismodell, man kann die Karten recht feingranular erwerben. Während man bei den meisten Navigationsanbietern meist zur Europa-Karte greift, da die einzelnen Länderkarten auch nur geringfügig billiger sind, kann man bei Nokia gezielt das erwerben, was man zu einer bestimmten Zeit benötigt. Für eine zweiwöchige Urlaubsreise nach Holland konnte ich die Karte unterwegs online für eben diese 14 Tage freischalten, was nur wenige Euro kostete. Einen Verkehrsinformations-Dienst über die bestehende online-Verbindung gibt es gegen Aufpreis. Da ich die Roaming-Kosten in Holland sparen wollte, nutzte ich den Dienst nur auf der Hinfahrt per 3-Tage Abo. Alles in allem Grund genug, Nokia Maps gegen mein bewährtes TomTom Go 720 antreten zu lassen.
Beginnend mit der Zieleingabe fällt sofort die extrem unzugängliche Bedienung auf. Diese ist wirklich mit das übelste, was mir bei einem Stück Software begegnet ist. Und obwohl ich die Karten vor Reiseantritt mit dem Nokia Map Loader (lobenswert: sowohl für Windows als auch Mac erhältlich) auf dem Gerät installiert habe, wird zur Suche des Ziels grundsätlich eine online-Suche gemacht, welche auch noch extrem lange dauert (ca. 1min). Wohlgemerkt: in dieser Zeit ist noch nicht das Routing inbegriffen. Die Zieleingabe ist insgesamt nur als katastrophal zu bezeichnen.
Die Kartendarstellung entspricht schon eher, was man von Navigationssytemen gewohnt ist ... solchen von vor 5 Jahren. Aber auch das TomTom wirkt so, als hätte man in diesem Zeitraum nichts an der Darstellung getan.
Die Kartendarstellung von Nokia Maps ist in sehr dunklen Farben umgesetzt, die sich schlecht voneinander abheben, gerade in der Sonne lässt sich nur noch wenig erkennen. Auch wird das ohnehin kleine Display des E71 schlecht ausgenutzt, für die Navigation unnötige Menüoptionen werden ständig eingeblendet und die Statusanzeigen am rechten Platz verschwenden viel Platz. Das Ganze wirkt auch nur halbherzig an das quer-Display des E71 angepasst. Immerhin sind die Anzeigen an der Seite, was bei Landscape-Displays (mehr quer als hoch) sinnvoll ist. Es gibt auch keine brauchbare  Routenübersicht und kleinere Strassen tauchen erst aus dem Nichts auf, wenn man sich ihnen nähert.
Im Vergleich zum TomTom ist die Ansicht weiter rausgezoomt, man sieht also auf Autobahnen einen grösseren Streckenabschnitt, was sinnvoll ist. Leider wird vergessen, in Abbiegesituationen die Anzeige hinreichend zu vergrössern, so dass man in Autobahnkreuzen mit vielen Fahrspuren lieber auf die Beschilderung als auf das Nokia schaut.
Eine weitere Design-Katastrophe ist die Sprachausgabe. Zunächst funktioniert sie recht gut, nachdem man sie nachträglich installiert hat. Wenn das Handy mit einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung gekoppelt ist, erfolgt die Sprachausgabe über das Audiosystem des Fahrzeugs. Nur leider kann man sie, einmal installiert, nie wieder abstellen. Man kann sie zwar lautlos stellen, aber dann wird einfach eine lautlose Sprachausgabe über das Audiosystem ausgegeben und unterbricht damit alles, was man statt dessen hören wollte. Die einzige Abhilfe ist, Nokia Maps komplett zu deinstallieren, dann wieder neu zu installieren und dieses Mal die Installation der Sprachausgabe zu lassen.
Die Software wurde scheinbar, zumindest in grossen Teilen, gegenüber der Version 1.0 neu geschrieben, so dass sie mehr wie eine 1.0 wirkt. Auf den ca. 500 km hatte ich fünf Abstürze innerhalb von 5 Stunden. Das ist so einfach nicht akzeptabel. Somit über die Kombination E71 und Nokia Maps wirklich kaum etwas gutes zu berichten. Das Assisted GPS ist schnell und zuverlässig ... immerhin.
Nun ist der Vergleich gegen den Platzhirsch TomTom mit einer auf Navigation spezialisierten Hardware natürlich unfair. Aber dass das Nokia dermassen schlecht dabei abschneidet ist schon enttäuschend. Immerhin: jemand der ausser für wenige Tage im Jahr überhaupt kein Navi benötigt, wird mit Nokia Maps nach ein paar Abstürzen irgendwie ans Ziel kommen und profitiert immerhin von einem sehr flexiblen Preismodell. Alle anderen sollten sich aber eher ein richtiges Navi zulegen.

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