TomTom Go 730 vs. Navigon 7210



Mit dem TT 720 bin ich grundsätzlich sehr zufrieden. Mit MapShare hat sich die Kartenqualität spürbar gesteigert und mit dem 730 kamen bei TT die IQRoutes dazu. Navigon hat in der Zeit an der Kartendarstellung gearbeitet und zeigt jetzt in grösseren Städten 3D-Gebäude an. Ausserdem hat Navigon eine neue Hardware-Generation auf den Markt gebracht, die im Vergleich zu den älteren Modellen wesentlich attraktiver wirkt. Genug Grund, die beiden Hersteller wieder einmal gegeneinander antreten zu lassen.
Mein TomTom Go 720 ist dank dem letzten Softwareupdate auf Navcore 8 auf dem gleichen Stand wie das aktuelle Go 730, abgesehen von der Gehäusefarbe. Der Kontrahent ist ein Navigon 7210, ein Modell aus der gehobenen Mittelklasse von Navigon mit einer in das Ladekabel integrierten TMC-Antenne. Gerade diese hatte es mir angetan: gerne würde ich auf das zweite Kabel beim Abbau verzichten. Auch ist die TMC-Antenne im Fenster nicht gerade eine Zierde.
Zunächst einmal fällt das 7210 im Vergleich durch sein grosses Display auf, welches eine aus meiner Sicht ideale Grösse bietet. Auch sieht das Gehäuse einfach schöner aus. Allerdings ging hier wohl Design vor Funktionalität. Beim Druck auf den Touch-Screen entstehen sichtbare Verfärbungen auf dem Bildschirm. Laut Navigon Support ist das normal und ungefährlich. Aber es bleibt doch die Befürchtung, dass die Langlebigkeit darunter leiden könnte.
An der Bildschirmdarstellung hat Navigon leicht gefeilt und nutzt den Platz am linken und rechten Bildschirmrand jetzt bei Bedarf für Zusatzinformationen. Trotzdem wird am unteren Rand noch viel Bildschirmfläche verschwendet, so dass im Verhältnis zu viele Karteninformationen neben der eigenen Position, dafür zu wenige davor angezeigt werden. Die Option von TomTom, die Informationen komplett an den rechten Bildrand zu verlegen, ist da eindeutig von Vorteil.
Navigon hat ausserdem die Kartendarstellung in Richtung des Horizonts zusammengestaucht. Das ist eine hervorragende Idee, welche hoffentlich bald von anderen Anbietern übernommen wird. Wenn man z.B. noch etwas geradeaus fährt und danach links abbiegt, ist nach der Abbiegung der Rest der Karte ausserhalb der Darstellung. Durch die perspektivische Stauchung ist bei Navigon jetzt auch nach der Abbiegung noch deutlich mehr von der Route zu erkennen, so dass der Fahrer eine bessere Vorstellung davon bekommt. Dadurch, dass die Stauchung mit der Entfernung zunimmt, sind so gleich die nächsten Abbiegemanöver auf der Karte zu erkennen.
Eher Geschmacksache ist die unteschiedliche Wahl des Kartenausschnitts. Traditionell ist der Kartenausschnitt bei Navigon grösser als bei TomTom. Das gibt dem Navigon den Vorteil der grösseren Übersicht, dem TomTom hingegen die bessere Detailsicht in komplizerten Situationen. Zwar besitzen beide Systeme einen automatischen Zoom, so dass z.B. beim Abbiegen die Ansicht vergrössert wird. Grundsätzlich gefällt mir auf Autobahnen der grössere Kartenausschnitt der Navigons besser, in kleinteiligen Abbiegesituationen eher die starke Vergrösserung der TomToms.
Mein Wunsch wäre ein System, welches bei hohen Geschwindigkeiten weit weg von der nächsten Abzweigung ein möglichst grosser Kartenausschnitt gezeigt wird. Auf Autobahnen interessieren mich nicht wirklich die nächsten 100m. Solange ich nicht abfahren muss, möchte ich lieber die nächsten 5-10km sehen. In Tempo 30-Zonen mit vielen kleinen Strassen möchte ich dann die starke Vergrösserung der TomToms. Ich bin gespannt, welcher Hersteller das zuerst schafft, die Foren sind jedenfalls voll mit dieser Anforderung.
Zum Go 730 ist eigentlich schon alles gesagt. Die Software sieht noch so aus wie vor Jahren und wirkt reichlich angestaubt. Sie hat jetzt die bildliche Darstellung von Autobahnausfahrten gelernt, Navigon hat das schon vor über einem Jahr als sog. Reality View eingeführt. Ich schalte diese Option aber bei beiden Systemen grundsätzlich aus, zumal die Rückkehr zur normalen Kartendarstellung immer etwas Zeit in Anspruch nimmt.
Somit bleiben dem TomTom als einzige wesentliche Neuerung die IQRoutes. Aber diese haben es in sich. Während bislang ausnahmslos alle Navis einer guten Ortskenntnis unterlegen sind, ziehen die IQRoutes mit dem Insiderwissen nicht nur gleich, sondern übertreffen es sogar. Ich vertraue mittlerweile selbst in Gegenden, in denen ich mich auskenne, auf den TomTom. Damit ist IQRoutes wirklich der nächste grosse Schritt in Sachen Autonavigation. Dem hat Navigon nichts vergleichbares entgegenzusetzen und verliert aus meiner Sicht diesen Vergleich. Bessere Kartendarstellung ist schön, aber am Ende entscheidet die Qualität des Routings.
Und als würde das noch nicht reichen, setzt das Navigon noch einen drauf. Die in das Ladekabel integrierte TMC-Antenne sorgt zwar für Ordnung im Fahrzeug, der Unterschied in der Empfangsleistung ist aber enorm. Als Beispiel: ich fahre regelmässig aus dem Umland nach Hamburg. Dabei ist für mich die Verkehrssituation auf den Autobahnen relevant, nur wenn ich rechtzeitig von einem schweren Stau auf der Autobahn erfahre, kann ich ihn so weiträumig umfahren dass sich wirklich ein Zeitvorteil ergibt. Der TomTom liefert bereits bevor ich an der Autobahn angekommen bin Verkehrsmeldungen. Der Navigon hingegen lieferte die erste Meldung erst, als ich das Hamburger Ortsschild erreicht hatte. Natürlich war mir klar, dass die Integrierte Antenne nicht mit einer am Fenster verlegten Wurfantenne mithalten kann. Aber der Unterschied ist dermassen gross, dass die Lösung von Navigon für mich unbrauchbar ist.
Oben auf dem Bild sind übrigens zwei Aspekte sehr gut zu sehen. Während das TomTom gerade noch mal die nächsten 50m nach dem Abbiegen zeigt, sind auf dem Navigon die nächsten km erkennbar. Dafür hat der TomTom schon die erste Verkehrsmeldung empfangen, während der Navigon noch sucht (und es die nächsten 20min. auch noch tun wird).
Während Navigon seit dem letzten Vergleich in noch bessere Kartendarstellung und elegantere Gehäuse investiert hat, markiert TomTom trotz altbacken wirkender Software mit IQRoutes die Messlatte für Autonavigation neu.

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