Kompaktkameras: Panasonic TZ7, Canon SX200, Fuji F200EXR und Canon G10

Als Ergänzung zu meiner FX37 sollte eine leistungsfähigere Kompaktkamera her. Seit dem letzten Vergleich haben die Hersteller Nachfolgemodelle auf den Markt gebracht, so dass ich überprüfte wie weit sich diese gegenüber den Vorgängern verbessert haben.

Canon Powershot SX200is

Canon hat mit der SX200is eine diekte Konkurrentin zur beliebten TZ-Serie von Panasonic auf den Markt gebracht. Und weil Neueinsteiger sich zunächst gegen die etablierten Platzhirsche durchsetzen müssen, hat Canon seiner neusten viel gutes mit in die Wiege gepackt. Ein 12-fach Zoom-Objektiv von 28-336mm, HD-Video und neben einer Automatik auch komplett manuelle Einstellungen (PASM). Dazu verfügt die SX200is im Gegensatz zu vielen günstigen Kompaktkameras über eine echte Irisblende, so dass die Betriebsarten Blendenvorwahl und Zeitvorwahl auch Sinn machen. Der Mindestabstand für Makros verdient diesen Namen eigentlich nicht, da er 0cm beträgt. Dazu verfügt die SX200 über einen regelbaren Blitz, mit dem man z.B. runtergeregelt die Motive aufhellen kann ohne sie gleich totzublitzen. Neben den Belichtungsparametern kann man bei der SX200 so ungefähr alle andere auch manuell einstellen. Die Farbe kann pro Farbkanal justiert werden, ebenso wie Kontrast und Schärfe. Ist man also der Meinung, dass die SX200 Canon-typisch etwas zu warme Farben liefert, kann man einfach den Rot-Wert um eine Stufe absenken. Die SX200 schärft von Haus aus kaum nach, so dass ich persönlich den Schärfe-Wert immer um eine Stufe erhöhe.

Die SX200 machte vom ersten Moment an Spass. Sie kann komplett auf Automatik betreiben werden und wählt dann, ähnlich wie die Panasonics, das passende Motivprogramm. Oder man kann sie auf Wunsch auch halbautomatisch oder manuell benutzen. Der grosse Brennweitenbereich schafft Spielraum für die Bildkomposition und ich hatte nicht wenige Bilder, bei denen die 338mm so gerade eben ausreichend waren, wie z.B. bei dem Seehund unten. Der Stabilisator der SX200 ist vermutlich der Beste in der aktuellen Kompaktklasse. Damit lassen sich noch brauchbare Bilder mit bis zu 1/2s machen, gerade im Telebereich ist er eine grosse Hilfe.


Im direkten Vergleich zur FX37 war die SX200 aber auf den ersten Blick nicht ganz so Belichtungssicher. Die Bilder waren manchmal etwas unterbelichtet und gaben die Lichtsituatin nicht ganz korrekt wieder. Also sollte eine aktuelle Panasonic noch einmal zum Vergleich antreten.

Panasonic Lumix TZ7

Die Anfang des Jahres getestete TZ5 wurde mittlerweile durch die TZ7 abgelöst. Im Vergleich zum Vormodell fällt vor allen Dingen das schlankere Gehäuse auf, welches jetzt als absolut hosentaschentauglich einzustufen ist. Die SX200 ist ein paar Millimeter dicker. Um so erstaunlicher ist, dass der Zoomfaktor wie bei der SX200 ebenfalls auf 12-fach erweitert wurde, mit 25-300mm ein klein wenig weitwinkliger. Die TZ7 zeichnet HD-Video jetzt in Stereo und in der MPEG4-Variante AVCHDlite auf. Das Format erwies sich aber Anfangs als Problem, weil die Softwareunterstützung auf dem PC zunächst gering, später inperformant war. Apple-Anwender hatten es da etwas einfacher, seit iMovie per Patch die AVCHDlite-Unterstützung nachgereicht hat. Die Stereo-Mikrophone der TZ7 sind auf der Oberseite der Kamera leider etwas ungünstig positioniert. In ruhigen Situationen muss man schon darauf achten, sehr leise zu Atmen, weil das Atmen sonst schon hörbar in der Aufnahme wird. Da die TZ7 sogar in der Lage ist, während der Aufnahme zu zoomen und den Fokus auch entsprechend nachzuführen, kann die TZ7 für Gelegenheitsfilmer einen Camcorder ersetzen. Im direkten Vergleich zu meinem 2 Jahre alten JVC SD HD Camcorder brachte die TZ wirklich durchgängig erheblich bessere Ergebnisse. Zwar kann selbst die SX200 einen einfachen Camcorder ersetzen, sie ist aber durch die fehlende Möglichkeit des Zoomens während der Aufnahme etwas eingeschränkt.

Bei den Fotos lieferte die TZ7 genau das ab, was ich erwartete. Die Bilder sind ausgewogen belichtet und geben die Lichtsituation bei Tageslicht immer sehr gut wieder, so dass man sich manuelle Korrektur meistens sparen kann. Die Farben sind lebendig, wenn auch etwas kräftiger als im Original, was aber zu sehr gefälligen Bildern führt. Insgesamt ist auch die TZ7 eine Kamera, mit der Panasonic-typisch auch völlig unerfahrene Anwender viele schöne Bilder bekommen werden. Die Panasonic schärft im Vergleich zur SX200 stärker nach, was auf den ersten Blick suggeriert, dass sie mehr Details zeigen würde. Allerdings liefert die SX200 ebenso viele Bilddetails und bei stärkerer Schärfung lässt sich ein Vergleichbarer Eindruck erzielen.

Die auf den ersten Blick ausgewogenere Belichtung der TZ7 hat aber auch eine Kehrseite. Sie tendiert mehr als die SX200 zum Highlight-Clipping, also dem Effekt, dass ab einer bestimmten Helligkeit die Kamera die Helligkeitsinformationen nicht mehr trennen kann und alles in dem betreffenden Bereich nur noch als weiss anzeigt. Am leichtesten passiert das bei einem blauen Himmel, der dann nicht mehr blau sondern weiss ist. Schlimmer wird es, wenn nicht nur der Himmel weiss ist, sondern auch Objekte im Bild im weiss verschwinden. Grundsätzlich ist das nicht zu verhindern, weil der Dynamikumfang auch der besten Digitalkameras noch deutlich hinter dem menschlichen Auge zurückbleibt. Wenn nun aber so eine Situation auftritt, muss die Automatik der Kamera entscheiden, worauf sie sich konzentriert, und welche Bildbereiche dann am hellen oder dunklen Ende geclippt werden. Sofern man in der Lage ist, die Bilder nachzubearbeiten, ist es immer eine gute Idee, die Bilder etwas unterzubelichten, so dass die hellen Bilddetails erhalten bleiben, und hinterher die dunklen Bereiche wieder etwas aufzuhellen. Die SX200 entscheidet sich für diesen Weg, bietet aber an das per i-Contrast auch automatisch zu erledigen. Dies lässt sich auch nachträglich in der Kamera machen. Die TZ7 hingegen versucht eher, die mittleren Bereiche korrekt zu belichten, was dann aber zu ausgefressenen Bereichen im Himmel führen kann. Die folgenden, zugegebenermassen extremen, Beispiele veranschaulichen dies. Das Bild der TZ7 ist in den hellen Bereichen so stark überbelichtet, dass nicht nur der Himmel komplett weiss ist, sondern auch die Gauben der Häuser, so dass die Dächer über den Gauben quasi im Nichts schweben. Dafür ist die Hecke und der Rasen sehr schön belichtet. Das andere Extrem zeigt die SX200. Die Häuser sind klar zu erkennen und am rechten Rand zeigt der Himmel sogar noch blau, dafür ist die Hecke komplett unterbelichtet und praktisch nicht mehr zu erkennen. Während aber das Bild der TZ7 nicht mehr zu verbessern ist, Bildinformation die im Highlight-Clipping verloren geht ist unwiederbringlich, hat das Bild der SX200 noch Verbesserungspotential. Das dritte Bild ist daraus über die Funktion Tiefen/Lichter in Photoshop entstanden. Jetzt ist die Hecke wieder zu erkennen und trotzdem haben der Himmel und die Dächer noch Zeichnung. Allerdings zeigt dieses Bild auch die Grenzen des nachträglichen Aufhellens. Es ist zu wenig Farbinformation vorhanden, so dass die Hecke zu grau erscheint, während das Grün der Aufnahme der TZ7 die korrekte Farbe zeigt.


Nun geht es hier aber nur um die Grundeinstellung. Da aber beide Kameras über eine Belichtungskorrektur verfügen, würde man bei der SX200 in diesem Beispiel etwas höher, bei der TZ7 etwas niedriger belichten, und schön würden beide wohl ein sehr ähnliches Resultat liefern. Auch musste ich lange suchen, bis ich ein Bild fand bei dem die Belichtungen zwischen den beiden Kameras dermassen unterschiedlich waren, normalerweise sind sie sehr viel dichter beieinander.

Der wesentliche Unterschied in der Bildqualität ist leider bei Aufnahmen mit schwachem Kunstlicht, ab ISO400. Hier hat die TZ7 die schlechtere Bildqualität der TZ5 geerbt, insbesondere die gelben Flecken, die das Farbrauschen erzeugt, machen eine spätere Nachbearbeitung wenig erfolgversprechend. Das folgenden Bildauschschnitte zeigen das Problem: während das SX200-Bild soweit OK ist, versucht die TZ7 zu viel Weissabgleich zu machen (die Wände sind gelb) und bringt das gelbe Farbrauschen in das Bild so dass Tür und Wand ein Fleckenmuster zeigen welches dort nicht hingehört. Fast zu vernachlässigen ist da hingegen, dass die SX200 im Tele mehr Schärfe zeigt als die TZ7, hier wirkt so wohl die Miniaturisierung Auf die Qualität des Objektivs aus.

Canon Powershot G10

Da ich ohnehin am Vergleichen war, interessierte mich wie sehr sich die SX200 und Canons Top-Modell G10 unterscheiden. Da mir die G10 aber zu gross und damit unhandlich für eine immer-dabei Kamera war, habe ich Sie schnell wieder zurück gegeben. Trotzdem kurz ein paar Eindrücke. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Bilder von SX200 und G10 bei Bildschirmbetrachtung nicht so sehr. Aber die G10 ist überall ein bischen besser. Farben, Belichtung, Detaildarstellung: überall kann die G10 auf die SX200 noch eine Schippe drauflegen. Die G10 hat einen grösseren Sensor und ein Lichtstärkeres Objektiv, so dass die G10 auch bei schwachen Lichtverhältnissen sich von der SX200 absetzen kann. Dazu hat sie ein paar zusätzliche manuelle Kontrollen, so dass sich die G10 auch besser bedienen lässt als jede andere Kompaktkamera, die ich kenne. Wen die Grösse nicht stört, der kann bei der G10 bedenkenlos zugreifen.

Fujifilm Finepix F200EXR

Auch Fuji hat seit dem letzten Vergleich nachgelegt und mit der F200EXR eine Nachfolgerin für die F100fd entwickelt. Die F200EXR wurde in wesentlichen Punkten gegenüber der F100fd verbessert und behebt damit einige Probleme, die ich mit der Vorgängerin hätte. Zunächst einmal hat die F200 wieder ein Modus-Rad, damit sind die Probleme mit der fummeligen Bedienung Geschichte. Auch ist die Belichtungskorrektur auf die Schnellzugriffsfunktion der Navigator-Taste gewandert, der weniger häufig benötigte Selbstauslöser ist dazu ins Menü gewandert. Gut so! Mit dem f-Menü habe ich mich mittlerweile angefreundet, nachdem die Fuji-Guys es mir erklärt haben. Die f-Taste ist die Film-Taste, man stellt dort alles ein was man durch das Einlegen eines Filmes einstellen würde wie ISO-Wert, Filmsimulation, aber auch der Weissabgleich. Wenn man das erst einmal verstanden hat, bedient sich die Fuji wirklich gut. Die Fuji's werden zwar üblicherweise für ihre altbackene Menüsteuerung gescholten, aber ich persönlich komme mit der F200 jetzt schneller zum Ziel als mit jeder anderen Kamera, die ich bislang hatte.
Auch beim Autofocus hat Fuji nachgebessert. Er ist jetzt treffsicher und unglaublich schnell geworden, so etwas habe ich bislang noch bei keiner Kompakten erlebt. Auch der Stabi scheint jetzt deutlich besser zu arbeiten. An die hervorragend stabilisierten Objektive der SX200 oder TZ7 kommt er allerdings nicht heran. Die Probleme mit unscharfen Bildern, welche ich mit der F100 hatte, egal ob aufgrund von Verwackelung oder Fehlfokussierung, sind mit der F200 Vergangenheit.
Auch im Bereich der Dynamik hat Fuji nachgebessert. Zum einen wurde die Dynamik des Sensors von 7,5 auf 8,5 Blendenstufen verbessert, so dass die F200 jetzt auf einer Stufe mit der SX200 und der TZ7 liegt. Aber die F200 kann noch mehr. Mit der F200 führt Fuji die neue namensgebende SuperCCD EXR Technologie ein. Kurz gesagt: damit kann die F200 die Auflösung von 12 auf 6 Megapixel halbieren, um damit entweder eine bessere Bildqualität bei schwacher Beleuchtung oder eine höhere Dynamik zur Verfügung zu stellen. Laut dpreview erreicht die F200 damit einen Dynamikumfang von über 10 Blendenstufen, was absolut sensationell ist. Insgesamt ist die F200 eine sehr viel bessere Kamera als die F100. Und zu guter Letzt hat Fuji auch noch die von mir bemängelte, viel zu starke Glättung der F100 bei der F200 abgestellt. Die F200 glättet jetzt nur noch sehr wenig, was den Bildern eine gewisse Körnung verleit, aber verhindert dass zu viele Details weggeglättet werden.

Trotz all der Verbesserung ist die F200 immer noch nicht ganz unproblematisch. Wenn die F200 die Farben und die Belichtung trifft, sind die Ergebnisse besser als bei der SX200 oder TZ7. Aber leider trifft die F200 nicht immer so gut das jeweilige Motiv. Sowohl Belichtung, als auch die Farben stimmen bei der F200 immer noch seltener, als bei den Canon's oder Panasonic's (Dies bezieht sich noch auf die 1.1er Firmware, speziell das Problem mit den Farben wurde mit 1.2er Firmware behoben).
Man kann hier manuell nachhelfen, indem man die Filmsimulation oder den Weissabgleich variiert, aber insgesamt ist das etwas fehleranfällig. So kann man einem blaustichigen Bild bei Sonne durch den Weissabgleich 'Bewölkt' entgegenwirken. Ich habe immer zur Sicherheit mehrere Bilder mit unterschiedlichen Einstellungen gemacht, um sicherzustellen, dass zumindest ein Bild passt. Aber insgesamt sind das mehr Workarounds als ich in einer Kamera möchte, zumal die Konkurrenz ja zeigt, dass es besser geht.
Dazu ist die F200EXR für diese Preisklasse etwas zu schlecht ausgestattet. So fehlt ihr z.B. ein in dieser Preisklasse üblicher Lagesensor, so dass man die Bilder manuell drehen muss. Auch fehlt ihr bei Langzeitbelichtungen die bei anderen Geräten übliche Hot Pixel Sublimation. Und die Uhr kennt keine 24h Darstellung. In Summe sprach dann noch zu viel gegen die F200, daher ging die Fuji wieder zurück.

And the winner is ...

Am Ende habe ich mich für die SX200is entschieden. Es ist eine sehr gute Allrounderin ohne wirkliche Schächen. Sie ist sehr Belichtungssicher und hat eine gute Farbwiedergabe. Auch bei schwachen Lichtverhältnissen macht die SX200 bei ISO400/800 noch brauchbare Bilder. Das Zoomobjektiv hat eine gute Abbildungsleistung auch bei vollem Zoom und der Stabi ist hervorragend. Videoseitig ist die SX200 etwas schwächer als die TZ7, aber insgesamt stellt sie das beste Gesamtpacket dar.
Die TZ7 macht gute Bilder bis ISO200 und kann für viele den separaten Camcorder ersetzen, schwächelt aber ab ISO400, insbesondere bei Kunstlicht. Wem das egal ist, der bekommt aber auch mit der TZ7 eine sehr gute Kamera.
Mit der F200 kann man bessere Bilder als mit mit der SX200 oder der TZ7 machen, wenn die Einstellungen stimmen. Leider ist es manchmal etwas zu fummelig, der F200 das gewünschte Ergebnis abzuringen.
Etwas ausser Konkurrenz war die G10, die ich aufgrund ihrer Grösse wieder zurückgab. Wem das egal ist, der bekommt mit der G10 wohl eine der besten Kompaktkameras am Markt.

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