Windows 7 ist da



Man glaubt es kaum, daß Windows 7 jetzt erst offiziell verfügbar ist. Nach einer langen Reihe von beta- und vorab-Versionen, die durch die Presse rauf und runter gingen, entstand der Eindruck, dass es schon längst veröffentlicht wäre. Seit letzter Woche ist es nun auch offiziell da, und ich habe es mir natürlich sofort besorgt.
Um das wichtigste vorweg zu nehmen: Es ist wieder ein Windows. Das kann man jetzt positiv oder negativ sehen. Wer Windows schon immer mochte, wird auch mit 7 wieder zufrieden sein. Mehr noch: es ist wohl wirklich das beste Windows aller Zeiten. Nun ... es wäre auch traurig, wenn nicht.
Auf der anderen Seite: wer bislang nicht mit Windows zufrieden war, wird seine Meinung wegen 7 wohl auch nicht grundlegend ändern. Unter der aufpolierten Oberfläche finden sich die selben alten Konzepte, die vielen seit über 10 Jahren auf die Nerven gehen. Z.B. Registry, DLL-Hell oder Laufwerksbuchstaben, um nur einige zu nennen. Um so tiefer man gräbt, um so mehr sieht es nach Windows 2000, manchmal gar nach Windows NT aus. Wie schon in Vista, wird die alte Verzeichnisstruktur der Benutzerverzeichnisse ("c:\Dokumente und Einstellungen") auf die neue und nach meiner Meinung bessere Struktur ("c:\users") durch Links im Dateisystem abgebildet. Diese sind zwar versteckt, so dass der Durchschnittsanwender davon nichts mitbekommt. Aber der Power-User, der sich auch die versteckten Dateien anzeigen lässt, findet ein ziemliches Kuddelmuddel vor.
Manches wurde dabei auch verschlimmbessert. Das erste, was ich bislang nach einer Windows-Installation machte, war die Benutzerverzeichnisse auf eine andere Platte zu verschieben, was noch mit XP mit wenigen Klicks erledigt war. Unter Windows 7 geht das so erstmal garnicht. Die Lösung: man lässt die Benutzerverzeichnisse auf C:\ und darf dann alle Unterverzichnisse darunter einzeln verschieben. Was um alles in der Welt hat sich Microsoft bloß dabei gedacht ???
Es gibt auch durchaus nette Neuerungen. Allen voran die Taskbar, die jetzt ganz offensichtlich ein Clone des Docks von MacOS X ist. Microsoft hat sich zwar viel Mühe gegeben, zu erklären warum dies die natürliche Evolution der Vorgänger-Taskleisten ist. Aber am Ende ist es eine Kopie des Apple Docks, wobei aber einige Funktionen noch Fehlen, wie z.B. die mit 10.5 hinzugekommenen und mit 10.6 verbesserten Stacks.
Aber lieber gut geklaut, als schlecht selbst gemacht. Immerhin ist die Taskbar eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorgängern und macht einfach mehr Spass, auch wenn sie noch nicht an das Original von Apple herankommt.
Viele andere Funktionen sind nicht der Rede Wert. Aero Shake z.B. minimiert beim Schütteln eines Fensters alle anderen. Hm, nun ja, mir wäre ein Clone des Apple Exposés lieber gewesen.
Ganz wichtig: Vista war träge. Auf Rechnern auf denen XP noch prima lief, fühlte sich Vista einfach langsam an und viele Benchmarks belegten das auch. Windows 7 läuft wieder flüssig, fast so wie XP, was wiederum auch durch verschiedene Benchmarks bestätigt wurde.
Wie eingangs beschrieben: wer Windows mag, dem wird die 7 wahrscheinlich noch besser gefallen. Aber man sollte keine Wunder erwarten. Sobald man etwas unter die polierte Oberfläche schaut, findet man Ruinen aus den 90ern, die damals schon nicht beliebt waren. Bei Stichworten wie Registry, DLL-Hell und Laufwerksbuchstaben fragt man sich, ob das nach all den Jahren nicht besser zu lösen gewesen wäre.
Wer bislang lieber MacOS genutzt hat, wird auch in Windows 7 keinen Grund finden, auf einen PC zu wechseln.

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