Kameratest: Canon Powershot S95


Auch wenn die F200EXR eine sehr gute Kompaktkamera ist, bin ich doch immer auf der Suche ob sich nicht etwas besseres findet. Auch wenn ich mit der Kombination S95 / sx210 keine Kamera mehr für den Bereich unter 28mm Brennweite hätte, gab ich der S95 einen Versuch. Das Ergebnis vorab: nur in ganz wenigen Situationen konnte sich meine bisherige Fujifilm Finepix F200EXR gegen die S95 durchsetzen.

Bedienung
S95 ISO500
Die S95 ist zunächst einmal sehr schnell. Nach dem Druck auf den Einschalter ist sie nach rund einer Sekunde bereit, was für eine Kompakte ein hervorragender Wert ist. Die F200EXR ist da merklich gemächlicher, genehmigt sich für den gleichen Prozess knapp 3 Sekunden.
Das bewährte Canon Bedienkonzept wurde erweitert um den vorderen Einstellring rund um das Objektiv, vergleichbar mit dem Blendenring älterer SLR-Objektive. Die damit zu steuernde Funktion ist über den ‘Ring Function’ Knopf auf der Oberseite belegbar. Ich habe die Belichtungssteuerung darauf gelegt. Im Zusammenspiel mit dem Live-Histogramm im Display lässt sich damit schnell die Belichtung anpassen, ohne durch irgendwelche Menüs navigieren zu müssen.
Erfreulicherweise ist Canon beim Schnellmenü (Func. Set) zu der alten, guten Bedienbarkeit zurückgekehrt, die man von älteren Canon-Modellen wie der Ixus 960/980 oder G10/11 kennt. Rauf/runter wählt den Parameter aus und links/recht stellt den Wert ein. Das neue Menü der sx200/210, welches wahrscheinlich etwas poppiger aussehen soll, aber im Endeffekt deutlich fummeliger und langsamer zu bedienen ist, bleibt somit S95-Nutzern erspart. Zu hoffen wäre, dass Canon komplett wieder auf dieses Menü wechselt, aber möglicherweise bekommen auch nur die High-End Kameras das alte Menü zurück.
Der Blitz der S95 fährt an der linken Oberseite aus dem Gehäuse heraus, aber im Gegensatz zur sx200/210 nur dann wenn er auch wirklich eingeschaltet wurde.
Die S95 ist extrem klein, passt problemlos in die Hosentasche, fühlt sich dabei aber extrem wertig und stabil an. Zur besseren Handhabung empfehle ich zusätzlich ‘Richard Franiec's Custom S95/S90 Grip’, damit lässt sich die kleine S95 noch einmal wesentlich besser halten.

Bildqualität
Eines der Highlights der S95 ist das lichtstarke Objektiv, ein wesentlicher Vorteil gegenüber der F200EXR. Mit einer Anfangsblende von f2.0 im Weitwinkel, ist es gut 1,5 Blendenstufen lichtstärker als das der F200EXR. In der Praxis heisst das, daß die S95 noch bei ISO320 bleiben kann wenn die F200 schon auf ISO800 gehen muss. Hier bewährt sich auch, dass die S95 auch die drittel ISO-Stufen beherrscht, während die F200 nur die ganzen Stufen kennt. Nebenbei verfügt die S95 über eine richtige Irisblende und bietet damit die Möglichkeit, in feinen Stufen abzublenden, während die F200 nur die Möglichkeit hat, einen ND-Filter einzubringen was man aber tunlichst vermeiden sollte da die Bildqualität sichtlich darunter leidet.
Die S95 besitzt einen mit 1/1,7’’ Durchmesser sehr grossen Sensor für eine Kompaktkamera. Nach der von Canon angeführten Megapixel-Hatz beschränkt sich die S95 erfreulicherweise auf sinnvolle 10 Megapixel. Das allein beschert ihr schon eine gute High-ISO Tauglichkeit. Aber auch schon bei unproblematischen Lichtverhältnissen kann sich die S95 schon deutlich von einer typischen Superzoom-Kompaktkamera wie der SX210is mit ihrem 1/2,33’’-Sensor absetzen. Die S95 Gehört von der Bildqualität in die Spitzenklasse der Kompaktkameras, in der sich nur wenige Konkurrenten tummeln wie die LX5, EX1 oder G11.


Ein weiterer Vorteil der S95 ist die Unterstützung für das RAW-Format, auf das sich S95-Besitzer unbedingt einlassen sollten. Auch wenn die JPEG’s der S95 für eine Kompakte eine hervorragende Bildqualität bietet, so stecken in den RAW’s noch reichlich Reserven auf die man bei Verzicht auf das RAW-Format ungenutzt verschenken würde. Canon liefert zur Bearbeitung der RAW’s die hauseigene Software Digital Photo Professional (DPP) für Mac und PC bei, mit der sich sehr gute Resultate erzielen lassen. Mein persönlicher Tip wäre aber, statt DPP Adobe Lightroom zu nutzen. Die RAW-Verarbeitung ist damit genau so einfach einfach wie die Bearbeitung von JPEG’s und Adobe’s Voreinstellungen für die S95 sind so gut, dass normalerweise nur wenig Nachbearbeitung notwendig ist. Und auch ohne spezielle Anpassungen sehen die mit Lightroom entwickelten RAW’s in der Regel auf Anhieb besser aus als die JPEG’s out-of-camera. Was man durch die RAW-Verarbeitung gewinnt, ist auch ein gesteigerter Dynamikumfang. Die S95 hat lt. Digitalkamera.de einen Dynamikumfang von 8,9 Blendenstufen, was für eine Kompakte schon sehr gut ist. In RAW lässt sich da gut noch eine Blendenstufe mehr herausholen, es ist schon beeindruckend wie viel Details sich noch aus den Highlights retten lassen, selbst in den dunklen Bildanteilen steckt noch sehr viel Detail.

Auch die Rauschunterdrückung bei höheren ISO’s lässt sich bei der RAW-Entwicklung sehr viel gezielter einsetzen. Und damit erhält man mit der S95 eine Kamera die selbst mit ISO1000-1250 noch nutzbare Resultate abliefert, sofern man diese nicht in Posterformat drucken möchte. Noch einmal zum Vergleich: in einer Situation, bei der die S95 bei f/2 ISO1000 wählen würde, müsste die F200 mit f/3,3 auf ISO3200 gehen. Und während die ISO1000 aus der S95 bei entsprechender RAW-Entwicklung noch durchaus nutzbare Resultate ergeben können, sind die ISO3200 der F200 keine Option.

Indoor Spielpark
Und genau hierdurch konnte ich mit der S95 Aufnahmen machen, die mir bislang noch mit keiner Kompakten gelungen waren. Mit den Kindern sind wir häufiger in einem der beliebten indoor-Spielparks. Um die tobenden Kinder abzulichten, benötigt man schon Belichtungszeiten von höchstens 1/100 sec, besser noch 1/125. Dank ihrer lichtempfindlichen Optik schafft es die S95, bei den dort vorherschenden Lichtverhältnissen noch bei ISO1000 zu bleiben. Die F200, genauso wie jede andere f/3,x Kompaktkamera, wäre dort mit ISO3200 hoffnungslos überfordert. Somit konnte ich dank der S95 erstmals brauchbare Bilder aus einem indoor-Spielpark mit nach Hause nehmen.

Video
Auch wenn sie keine Video-Expertin ist, so liefert die S95 recht anschauliche Videos in 720p ab. Auch hierbei kommt ihr wieder ihr grosser Sensor mit den entsprechend grossen Sensorpixeln zugute. Dadurch kann die S95 auch bei schwachen Lichtverhältnissen noch brauchbare Videos abliefern. Sogar Zoom bei Video ist möglich, wenn auch nur digital, aber immerhin verlustfrei. Die S95 benötigt für 720p nur ca. ¼ ihrer Sensorfläche. Somit entsteht dadurch, ob nun der gesamte Sensor oder nur die inneren 720*1280 Pixel genutzt werden ein Zoomfakor von ca. 4x, der völlig geräuschlos genutzt werden kann.
Beispielbilder Canon Powershot S95
Fazit
Die Canon Powershot S95 liefert eine hervorragende Bildqualität für eine Kompaktkamera. Dabei ist die S95 so klein, dass man sie immer dabei haben kann. Sie passt sogar noch bequem in die Hosentasche. Ihre direkten Gegner Panasonic Lumix LX5 und Samsung EX1 sind doch schon merklich größer und benötigen die Jackentasche. Dazu besitzt sie hervorragende High-ISO Qualitäten, welche aufgrund der lichtempfindlichen Optik nicht so oft gefordert werden. Ergänzt werden diese Qualitäten noch durch das sehr gute Canon-Blitzsystem. Dieses erhält noch relativ viel von der Lichtstimmung des Motivs, nach meiner Meinung hat Canon in der Kompaktklasse das beste Blitzsystem. Das zusammen macht die S95 zu einer immerdabei-Kamera, die auch bei schlechteren Lichtverhältnissen noch dort sehr gute Ergebnisse liefert, wo die meisten Kompaktkameras aufgeben müssen.
Die S95 ist der perfekte Begleiter für Anlässe, bei denen man keine große Kamera mitschleppen, aber trotzdem sehr gute Bilder machen möchte. Bei einfachen Lichtverhältnissen ist sie ohnehin sehr gut. Die S95 verdient eine klare Kaufempfehlung.

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