Erfahrungsbericht Sony Alpha a58


Die Nikon D3300 ging wegen Bedienungsproblemen zurück, die nächste Alternative war die Sony Alpha a58. Ich war immer zufrieden mit der a500, warum also nicht wieder eine Sony? Die Kamerasparte von Minolta wurde vor einigen Jahren von Sony übernommen. Neben dem eingekauften Know-How lassen sich auch alle Minolta AF Objektive direkt an den Alpha DSLR's nutzen, und davon gibt es viele heute recht günstig gebraucht zu bekommen. Sony war im DSLR-Bereich schon immer sehr innovativ, zu erwähnen hier z.B. der zweite Senor im Prisma-Buckel der a500/550, über den auch via Display mit Phase Detection AF (PDAF) fokussiert werden konnte.
Auch die SLT-Serie, der die a58 angehört, ist so eine Sony-Innovation. Anstelle eines beweglichen Spiegels besitzen die SLT Kameras einen teildurchlässigen Spiegel. Dieser leitet ständig 30% des einfallenden Lichts auf die Phasensensoren. Hierdurch kann nicht nur bei Benutzung des Displays der PDAF genutzt werden wie bei a500/550/580. Auch bei Video kann hiermit ständig per Phasensensoren der Fokus nachgeführt werden, ohne daß das Video wie bei Verwendung von Contrast Detect AF (CDAF) Systemen pumpt. Die Kehrseite der Medaille: es gehen ständig 30% des einfallenden Lichtes verloren. Dies ist erst einmal ein Grauen für jeden Fotografen, doch Sony versprach bei der Einführung der SLT-Serie, daß der Verlust durch den SLT-Spiegel durch Fortschritte in der Sensortechnik ausgeglichen werden könnte. DXOmark bestätigt das im Vergleich von a500 und a58 weitestgehend und meine eigenen Bilder zeigen im High-ISO Bereich sogar eher bessere Ergebnisse für die a58, trotz des SLT-Spiegels. Dabei hat die a58 mit 20mp eine deutlich höhere Auflösung als die a500 bei 12mp. Selbst wenn die a58 auf Pixelebene geringfügig mehr rauscht als die a500, so ist das bei 20mp nicht sichtbar.
Den aktuellen, deutlich teureren Mitbewerber von Canon, die 700D lassen übrigens beide hinter sich. Die a58 sogar sehr deutlich und das Konzept hat noch Luft nach oben. Die teurere a77 II lässt lt. DXO nicht nur die Canon 70D, sondern auch die mehr als doppelt so teure 7D Mark II hinter sich. Auch wenn sie sich in der Low-Light Disziplin um Haaresbreite der Canon geschlagen geben muß, liegt sie in der Gesamtwertung vorne. Der bei Canon übliche, unterdurchschnittliche Dynamikumfang kostet hier die 7D Mk II den Gesamtsieg im Sensor Kapitel.
Die Sony-Sensoren zeichnen sich allesamt dadurch aus, dass sie noch unglaubliche Reserven in den RAW's haben und hier auch extreme Belichtungskorrekturen oft ohne sichtbares Rauschen durchgeführt werden können. Was das konkret bedeutet, hat dpreview hervorragend im Testbericht der Canon 7D Mk II beschrieben.
Ganz klar muß aber auch gesagt werden, daß die Nikon-DSLR's von der Sensor-Leistung sowohl die Canon's, als auch die Sony's deutlich hinter sich lassen.
Die JPEG-Engine der Alphas arbeitet zuverlässig, ganz im Gegensatz zu der JPEG-Engine der Sony Cybershot Kompaktkameras, welche mir nicht sehr gefällt. Sony's Dynamikoptimierer DRO verrichtet einen sehr guten Job und kann getrost auf Automatik belassen werden. Schatten werden hiermit effektiv aufgehellt, so daß man die Belichtung an den Highlights ausrichten kann (Exposure to the right, ETTR). Das erledigen die Alphas normalerweise aber auch sehr gut automatisch, sie tendieren eher dazu, etwas knapp zu belichten so daß man ggf. nur die Schatten aufhellen muß. Dies ist wiederum aufgrund der hohen Reserven der Sony-RAW's selten ein Problem. Das führt belichtungstechnisch zu einem sehr gutmütigen Verhalten der a58. Sie lässt sich sehr gut auf Automatik nutzen, und wenn sie mal daneben liegt dann eher nach unten was einfach zu korrigieren ist.
Die a58 hat wie wie alle Alpha DSLR/SLT's einen Bildstabilisator per Sensor-Shift eingebaut, bei Sony SteadyShot genannt. Dies bedeutet, dass alle unstabilisierten Objektive an der a58 stabilisiert genutzt werden können.
Bedingt durch das SLT-Konzept hat die a58 keinen optischen, sondern einen elektronischen Sucher. Die Meinungen gehen hier sehr auseinander, ich persönlich bevorzuge elektronische Sucher (EV, Electronic Viewfinder) wenn sie gut sind. Der Sucher der a58 ist für meinen Geschmack sehr gut, ich würde ihn nicht gegen einen optischen tauschen wollen. Die Handling-Vorteile liegen auf der Hand, die EV's können wesentlich mehr und flexibler Informationen anzeigen. Bei der a58 lässt sich sowohl das schnell-, als auch das Hauptmenü komplett im Sucher bedienen. Gerade beim Schnellmenü ist das ein großer Vorteil, weil sich dadurch schnell ein Aufnahmeparameter ändern lässt ohne dass man dabei das Motiv aus dem Sucher verliert.
Auch bietet die a58 mit dem EV Funktionen, die man so eher von CDAF-Systemen kennt wie Gesichtserkennung incl. Rahmen um die erkannten Gesichter oder Tracking-AF mit Rahmen um das verfolgte Objekt.
Das Kit-Objektiv wird der Sensorleistung der a58 allerdings nicht gerecht. Es ist OK, kein Totalausfall, aber eindeutig das schwächste Glied der Kette und kein Vergleich zum recht guten Kit-Objektiv der D3300.
Insgesamt ist die a58 eine hochgradig einsteigerfreundliche DSLR (bzw. SLT). Die Automatiken arbeiten zuverlässig und der leistungsfähige Sensor verzeiht auch stärkere Fehlbelichtungen. Das AF-System wirkt unspektakulär, verrichtet seinen Diest aber problemlos. Und die Feature-Liste lässt den Kompakt-Aufsteiger nichts vermissen. Von Gesichtserkennung mit Lächelauslöser bis Schwenkpanorama ist alles dabei. Sie kann wie eine Kompaktkamera auch komplett über das Display genutzt werden, aber der EV ist auch sehr gut.
Ich hatte sie einen ganzen Sommer im Einsatz. Sie mußte am Ende gehen, weil mir eine DSLR doch zu groß und schwer ist, weshalb die a58 zu oft zu Hause blieb. Zum Beispiel war ich auf einer Bergwanderung nur mit der RX100 unterwegs, weil ich keine Lust hatte die a58 mitzuschleppen. Mit 18-270 Travelzoom immerhin über 1kg. Wer bereit ist, so viel Gewicht mit sich herumzuschleppen, bekommt mit der a58 eine hervorragende Einsteiger-DSLR. Dazu noch zu einem Schnäppchen-Preis: neulich stand sie im örtlichen Technik-Discounter für € 333,- incl. Tasche und SD-Karte. Damit kann man nicht viel verkehrt machen, die a58 macht auf jeden Fall viel Spaß.

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