Erfahrungsbericht Panasonic Lumix GX7

Nach der E-M10 ging als nächstes ein Modell der Panasonic Lumix G Serie an den Start. Da ich auf der Suche nach etwas handlichem war und im Segment unter € 1.000,- suchte, waren die größeren Bodies G6 und GH4 (letztere auch des Preises wegen) aus dem Rennen. Die GX7 passte seitens Form und Ausstattung aber absolut in mein Beuteschema, zumal Panasonic den Kauf Ende 2014 durch eine €100,- Cashback Aktion erleichterte.

Handhabung

Die GX7 hat ungemein viel Punkte auf der Haben-Seite zu verbuchen. Zunächst mal ist der GX7 Body recht kompakt, aber aufgrund des gut ausgeformten Griffes trotzdem sehr gut zu halten. Er ist damit dem a6000-Body sehr ähnlich, auch wenn der Griff der a6000 sogar noch etwas stärker ausgeprägt ist und die a6000 sich damit sogar noch besser halten lässt.
Von allen hier getesteten Kameras hat die GX7 trotz des kompakten Bodies die meisten mechanischen Kontrollen, sprich Knöpfe und Einstellräder. Einige findet man nicht auf Anhieb, so ist das hintere Einstellrad auch Knopf drückbar, was ungemein praktisch ist. Sowohl E-M10 als auch GX7 bieten eine Doppelbelegung für die Einstellräder. Während man bei der E-M10 die FN2-Taste auf der Oberseite drückt, welche klein und nicht immer gut mit dem Finger zu finden ist wenn man durch den Sucher schaut, drückt man bei der GX7 auf das hintere Einstellrad. Das spart Sucherei und die FN2-Taste steht für andere Funktionen zur Verfügung. Aus meiner Sicht die beste Lösung im Vergleichsfeld. Wie bei den anderen Spiegellosen im Vergleich, sind auch bei der GX7 alle Funktionstasten frei belegbar. Während ich von dieser Konfigurationsmöglichkeit bei anderen Kameras häufig Gebrauch mache, habe ich bei der GX7 fast alles auf Standard belassen. Lediglich die WiFi-Taste habe ich mit 'Elektronischer Verschluss an/aus' belegt. Das macht die Kamera nicht besser oder schlechter, sie passt nur für meinen persönlichen Bedarf sehr gut.
Die Menüführung ist sehr aufgeräumt, man findet sich schnell zurecht. Trotz der einfachen Menüführung gibt es auch hier sehr viele Parameter einzustellen wobei Panasonic das Menü sinnvoll gruppiert hat. Weniger oft benutzte Einstellungen liegen weiter unten im Menü, so dass man nicht wie z.B. bei Olympus ständig in den Menütiefen am suchen ist. Panasonic ist hier auf dem gleichen hohen Niveau wie Sony, klar vor Olympus und Nikon. Nebenbei ist der Ein-/Ausschalter für Einhand-Bedienung günstig am Modusrad angebracht. Hier gibt es nichts zu bemängeln.
Panasonic hat die Touch-Bedienung am konsequentesten umgesetzt. Praktisch alle Funktionen lassen sich alternativ per Touch steuern, auch das Kameramenü. Dabei funktionieren auch etablierte Multi-Touch Gesten wie pinch-to-zoom zum Vergrößern von Bildern in der Wiedergabe. Auch ein Alleinstellungsmerkmal bei Panasonic: selbst bei Benutzung des Suchers, lässt sich der Fokuspunkt über den Touchscreen setzen. Für Anwender, die Ihre erste Systemkamera kaufen und eher die Bedienung von Smartphones als von Kameras gewohnt sind, werden mit einer Panasonic Lumix wohl am ehesten glücklich.
Die Akkulaufzeit der GX7 ist hervorragend. Angegeben mit 320 Aufnahmen, komme ich in der Praxis – wie bei der E-M10 – auf ungefähr 600-800 Aufnahmen. Die hohe Laufzeit liegt an meinem Nutzungsprofil. Ich nutze für die Bildkomposition fast auschliesslich den Sucher. Im Menü bin ich praktisch nie unterwegs. Wenn ich die Kamera einmal eingestellt habe, nutze ich fast nur noch die mechanischen Kontrollen oder meine Presets. Auf dem Bildschirm habe ich meistens nur die Einstellungen, kein live-Bild. Und wenn ich weiss, dass ich viel Akkulaufzeit benötige, lasse ich den Monitor meistens aus. Die Bilder mache ich oft in kurzen Serien von 3-5 Bildern, wenn ich irgendwas mit Action fotografiere. Den eingebauten Blitz nutze ich praktisch nie. Damit sind die 600-800 Bilder mit einem vollen original-Akku möglich.

Sucher

Der Sucher der GX7 ist in der linken, oberen Ecke viel besser aufgehoben als bei Kameras wie die E-M10, welche versuchen, das Aussehen eines Pentaprismas zu imiteren. Die Sucher-Positon in der Ecke bewirtkt aber, dass sich die Nase nicht mehr auf dem Display befindet, sonder einfach neben der Kamera ist. Hier also ein Vorteil für die GX7, ebenso wie für die a6000. Die GX7 kann beim Sucher aber noch ein absolutes Alleinstellungsmerkmal vorweisen: der Sucher ist schwenkbar. Zunächst habe ich das für ein nettes, aber wenig nützliches Gimmik gehalten. Die meisten Tester schrieben, dass sie den Schwenk-Sucher kurz ausprobiert haben, ihn danach aber nur noch in der Standardposition nutzten. Das ging mir anfangs auch so, aber nach einiger benutzte ich ihn immer häufiger und sehe die Schwenkfähigkeit als echtes Plus an. Er würde mir an einer anderen Kamera jetzt doch sehr fehlen. Nebenbei hat die GX7 den höchstauflösenden Sucher im Vergleich, er löst ungefähr doppelt so hoch auf wie seine beiden Kollegen in E-M10 und a6000. Und das sieht man deutlich. Während bei a6000 und E-M10 noch Pixelstrukturen wahrnehmbar sind, kann ich bei der GX7 keine Pixel mehr ausmachen. Auflösungsseitig ist bei der GX7 kein Nachteil mehr gegenüber optischen Suchern. In Foren liest man häufig, daß der GX7-Sucher eine Art Tunneleffekt hat und das Bild dadurch kleiner wirkt. Fakt ist, dass bei 4:3 das Sucherbild der GX7 praktisch identisch groß wie das der E-M10 ist Bei 16:9, typischerweise z.B. bei Video, ist das Sucherbild der GX7 deutlich größer, als das der E-M10. Die Kritik bezüglich des Tunneleffektes habe ich im versucht, im Direktvergleich nachzuvollziehen. Dazu habe ich mir die E-M10 vor das rechte – und die GX7 um 180 Grad gedreht vor das linke Auge gehalten. Tatsächlich sind beide Bilder bei 4:3 in der Größe nicht unterscheidbar, auch scheinen sie praktisch identisch weit vom Auge weg zu sein. Sie unterscheiden sich aber einer Eigenschaft: man sieht um das Sucherbild der GX7 mehr Fläche drumherum, was den Tunneleffekt bzw. das Gefühl, dass das Bild weiter weg ist, bestärkt. Man kann sich das ungefähr so vorstellen, wie zwei Kinos. Beide haben gleich große Leinwände und man sitzt bei beiden gleich weit weg. Aber das eine Kino hat einen grösseren Saal, so dass die Wand hinter der Leinwand größer ist. Solange der Film nicht läuft, hat man möglicherweise in dem größerem Kino tatsächlich den Eindruck einer kleineren Leinwand. Sobald der Film aber läuft, nimmt man dies nicht mehr wahr. So ist das auch mit den Suchern der E-M10 und der GX7. Nach kurzer Benutzungszeit mit der GX7 nahm ich den Effekt überhaupt nicht mehr wahr.
Der Grund für den großen Raum um das 4:3-Bild ergibt sich übrigens, wenn man die GX7 in den Video-Mode schaltet. Dann nämlich wächst das Bild links und rechts bis an die Ränder und zeigt dann das grössere 16:9 Bild. Im Gegensatz zur E-M10, welche das 4:3 Sucherbild für 16:9 Darstellung dann croppt, zeigt die GX7 im 4:3-Betrieb ein gecropptes Bild, welches immer noch so groß ist wie das Vollbild der E-M10. Um im obigen Bild mit dem Kino zu bleiben, ist bei der GX7 der Effekt vergleichbar mit einem Kino, bei dem nach der Werbung links und rechts die Vorhänge aufgefahren werden um die Leinwand auf die volle Cinemascope-Breite zu bringen. Im 16:9-Betrieb ist das Sucherbild der GX7 extrem groß, ich hatte noch nie eine Kamera mit einem so großen Sucherbild.
Einen Kritikpunkt muss man dem sonst hervorragenden Sucher der GX7 aber lassen: die Augenmuschel ist weniger stark ausgeprägt als bspw. bei der E-M10. Bei viel Sonne gelangt so störend viel Licht in den Sucher und macht das Bild schwerer erkennbar. Gerade Brillenträger berichten in Foren hier von Problemen. Panasonic schafft hier Abhilfe mit der DMW-EC1GU Augenmuschel, welche für ca €14,- als Zubehör erhältlich ist. Er ist allerdings eine Schande für Panasonic, dass ein solches Stückchen Gummi, welches einen offensichtlichen Mangel behebt, bei diesem Kamerapreis nicht im Lieferumfang enthalten ist.

Fotografieren mit der GX7

Die GX7 fühlt sich immer schnell an, auch in Bereichen wo andere Kameras versagen. Der Autofokus der GX7 ist auch noch bei extrem dunklen Bedingungen treffsicher und schnell. Wenn die a57 den AF schon verweigert, und a6000 und etwas später auch E-M10 länger pumpen müssen, setzt die GX7 den AF noch schnell und auf den Punkt. Ich hatte noch nie eine Kamera, bei welcher der AF bei so geringer Lichtmenge noch zuverlässig funktioniert.
Was die Panasonic Kameras im allgemeinen auszeichnet, und so auch die GX7, sind die zuverlässigen Automatiken. So kann die GX7 auch einfach als Point & Shoot Kamera betrieben werden, praktisch wenn man die Kamera auch mal aus der Hand gibt. Die Ergebnisse der Automatik gefiehlen mir bei der GX7 sogar noch etwas besser, als bei den beiden ebenfalls mit sehr guten ausgestatteten Sony Kameras, definitiv besser als bei der E-M10 die für meinen Geschmack oft etwas daneben lag.
Als erste Panasonic Systemkamera besitzt die GX7 auch einen eingebauten Bildstabilisator (IBIS = In Body Image Stabilisation). Dieser stabilisiert zwar nur zwei Achsen, die E-M10 sogar drei davon. Auf dem Papier sollte die GX7 also unterlegen sein. Bei meinenVersuchen war der Stabilisator der GX7 aber leistungsfähiger als sein Pendant in der E-M10, bei einem anderem Test im Netz war die GX7 sogar der E-M5 überlegen.
Die Bildqualität ist in RAW von der E-M10 nicht zu unterscheiden, wenn man die Ergebnisse beider Kameras aneinander angleicht. Deutliche Unterschiede gibt es aber in den JPEG-Ergebnissen. Dabei gefallen mir die Ergebnisse der GX7 von allen hier getesteten Kameras am besten. Sehr ausgewogene und natürliche Farben, sehr ausgewogene Belichtung.
Auch bei der Videoqualität schneidet die GX7 hervorragend ab. Das verwundert wenig, Panasonic gilt als einer der Video-Experten im Kamerabereich. Nicht nur dass die GX7, neben der a6000, als einzige Kamera im Test Full-HD mit 50p aufzeichnet. Die Videoqualität ist insgesamt sehr hoch. Nebenbei wird bei 16:9 der volle Sucher benutzt, wodurch sich ein grosses und knackscharfes Sucherbild ergibt, wie oben beschrieben.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der GX7 in diesem Feld ist der elektronische Verschluss (ES = Electronic Shutter). Hierbei bleibt der mechanische Verschluss die ganze Zeit offen, wodurch auch das Verschlussgeräusch entfällt. Somit lässt sich die GX7 auch in Umbebungen, in denen keine Geräusche gemacht werden dürfen wie z.B. einigen Museen, lautlos benutzen. Auch tritt mit ES kein Shutter-Shock auf, Bilder die mit dem ES gemacht wurden sind oftmals schärfer als jene die mit mit dem mechanischen Verschluss gemacht wurden. Der ES lässt sich nicht in allen Situationen sinnvoll einsetzen: mit dem ES kann man nicht blitzen, keine Bilder über ISO3200 aufnehmen und bei Schwenks oder schnellen Bewegungen kann der Rolling Shutter Effekt auftreten. Aber in allen anderen Fällen ist der ES ein nützliches Hilfsmittel. Aktuell mache ich ca. 80% meiner Bilder mit dem ES.

Insgesamt nimmt die GX7 dem Fotografen auf Wunsch mehr Mühe ab, als alle andern Kameras im Test. Mit keiner kommt man leichter zu guten Ergebnissen, zumindest was Belichtung und Farbwiedergabe angeht. Natürlich kann man alles manuell einstellen, wenn man das dann möchte. Aber für den schnellen Schnappschuss nehme ich die GX7 lieber als jede andere Kamera im Testfeld.

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