Ergebnis Kameravergleich: D3300, a58, a6000, E-M10 & GX7

Der Test zog sich am Ende fast über ein Jahr, in dem ich die verschiedenen Kameras mal mehr, mal weniger getestet habe. Das Ergebnis bezieht sich auf mein Hobby-Knipser Profil, bei anderen Anforderungen kommt vermutlich ein anderes Ergebnis heraus. Noch einmal zusammengefasst: ich suchte eine Kombination mit zwei Objektiven. Ein kleines Objektiv, mit dem die Kombination möglichst portabel sein soll. Und ein Travelzoom, dass einen grossen Brennweitenbereich abdecken soll.
Canon trat bei mir gar nicht erst zum Test an. Die Sensor-Leistung der aktuellen Canon APS-C Kameras rechtfertigt aus meiner Sicht nicht das Mehrgewicht und zusätzliche Packmaß im Vergleich zu mft, s. z.B. aktuelle Modelle auf dxomark.com.
Die Nikon D3300 war als erste aus dem Rennen, trotz der definitiv besten Bildqualität in diesem Vergleichsfeld. Das ganze verpackt in einem, für eine DSLR, kleinem und leichten Body. Dazu ein erstaunlich scharfes Kit-Objektiv. Aber die Bedienung der Nikon finde ich zu sperrig, noch einmal eine Klasse schlechter als die von Olympus.
Die a58 war meine Haupt-Kamera für einige Monate und einen ganzen Urlaub dabei. In dem Urlaub stellte ich auch fest, dass eine DSLR aus Gewicht- und Platzgründen nicht das richtige ist. Vor einer Bergwanderung mit vielen schönen Motiven entschied ich mich, die a58 zurückzulassen und statt dessen eine Kompaktkamera mitzunehmen, weil mir die a58 mit Travelzoom einfach zu schwer und groß war. Damit war klar, dass ich im Bereich der spiegellosen Systemkameras landen werde.
Nacheinander im Test waren die Sony a6000, Olympus OM-D E-M10 und Panasonic GX7. Fuji war nicht vertreten. Die aktuellen Modelle in der Preisklasse unter EUR 1.000,- haben noch ein AF-System welches mir nicht ausreicht. Die X-T1 hat zwar neues und sehr gutes AF-System, fällt aber preislich aus dem Rahmen (Update: die im Mai 2015 angekündigte X-T10 hat das AF-System der X-T1 geerbt und passt grundsätzlich in die Auswahl, kam aber für diesen Vergleich zu spät auf den Markt).

Als nächste fiel die a6000 durch das Raster. Zwar hat sie ein neues, superschnelles AF-System bekommen. Dieses funktioniert aber nur aber bei gutem Licht, nur mit bestimmten Objektiven und nicht mehr bei kleinen Blendenöffnungen. Während das Kit-Objektiv SEL1650 ab Werk den Phase Detection Auto Focus (PDAF) unterstützt, benötigt das SEL18200LE zunächst ein Firmware-Update, welches der Anwender – im Gegensatz zu anderen Sony-Objektiven – nicht selbst durchführen kann. Möglicherweise weil es sich hierbei um eine Tamron-Konstruktion handelt. Der Sony-Support erledigt das in ungefähr zwei Wochen. Aber auch mit dem Update ist der AF des 18200LE alles andere als schnell und bei weniger gutem Licht schon praktisch unbrauchbar. Auf einem Tanzturnier, also in einem beleuchteten Saal, musste das 18200LE im Telebereich oft mehrere Sekunden pumpen bis ein Fokus gefunden wurde. Oder manchmal gab der Autofocus auch auf, dann half nur manueller Fokus.
Ohnehin ist das 18200LE recht unbequem an der a6000 zu halten. Im Vergleich zu den mft-Kameras mit dem 14-150 ist die Sony-Kombo zwar nur ca. 150g schwerer. Aber bei den mft-Modellen ist der Body schwerer und das Objektiv sehr leicht, somit sind diese Kombinationen gut zu halten. Bei der Sony-Kombination sitzt der Schwerpunkt vorne im Objektiv, aufgrund des Hebels wirkt diese Kombination sehr viel schwerer weil die Front des Objektivs nach unten drängt und die Hand ständig korrigieren muss.
Auch war die Abbildungsleistung des 18200LE deutlich hinter seinem mft-Konkurrenten Olympus 14-150. Nun gelten die Travelzooms ohnehin als die am schlechtesten abbildenden Objekte, aber zwischen dem 18200LE und dem 14-150 liegt eine ganze Klasse. Es gibt noch das ältere SEL18200, welches besser abbilden soll. Aber damit steigt das Gesamtgewicht auf fast 900g, was an einem so kleinen Griff kein Spaß ist (s. z.B. camerasize.com).
Abb.: a6000 mit SEL18200LE wiegt 839g

Das 1650PZ ist zwar schön handlich, aber Sony musste viel tricksen, um das Objektiv so klein zu bekommen. Das Objektiv wird nachträglich massiv in Software korrigiert. Dadurch fallen die Ecken stark ab, es wird auch viel Vignettierung korrigiert. Auch hier gibt es bessere Objektive, wie z.B. das SEL1855, aber damit wird das Gesamtpaket gleich wieder größer und schwerer. Auch hier sieht es bei mft viel besser aus, die von Haus aus viel kleineren mft Kit-Objektive bilden besser ab und müssen auch viel weniger korrigiert werden als das SEL1650, welches für mich ein zu starker Kompromiss ist.
Nebenbei sind die 24mp RAW-Files der a6000 sehr groß und bringen auch gut ausgestattete Rechner ins Schwitzen. Die hohe Sensor-Auflösung macht aber nur mit entsprechend auflösenden Objektiven Sinn. Nun kann man aufgrund des geringen Auflagemaßes zwar praktisch alles an die a6000 adaptieren. Man sollte sich aber auch im klaren sein, dass die 24mp an den Standard SEL-Objektiven einfach vergeudeter Platz ist.
Abb.: E-M10 mit 14-140 bei 676g, mit Griff aber schon bei 767g

Heisst das jetzt, dass die a6000 eine schlechte Kamera ist? Absolut nicht, auch wenn dies zunächst so klingt. Die a6000 macht absolut Sinn mit leichteren, hochwertigen Objektiven. Wenn die AF-Performance bei schwachen Licht weniger wichtig ist oder ohnehin adaptierte Objektive manuell fokussiert werden. Ein ordentliches universal-Ojektiv für die a6000 ist z.B. das Zeiss 1670 f4.0. Wer keinen größeren Brennweitenbereich benötigt, bekommt mit dieser Kombination ein noch handliches und recht leistungsfähiges Gesamtpaket. Die a6000 ist eine sehr gute Kamera, die nur nicht gut zu meinem Anforderungsprofil passt.
Somit bleiben noch die beiden mft-Kameras E-M10 und GX7 in meiner Auswahl. Zunächst habe ich die E-M10 für ca. 4 Monate als meine Haupt-Kamera benutzt. Die E-M10 ist schon eine tolle Kamera, es ist schon erstaunlich wie viel Leistung heute in ein so kleines Gehäuse passt. Im Laufe der Zeit haben mich aber einige Punkte gestört. Zunächst einmal ist die E-M10 sehr klein und handlich, wenn sie z.B. mit dem 14-42PZ betrieben wird. Die beiden oberen Einstellräder sind optimal platziert und bedienen sich traumhaft gut. Die Haptik der E-M10 ist insgesamt hervorragend.
Aber sobald ein nur etwas größeres Objektiv an die Kamera kommt, wird sie unhandlich. Mit dem 280g leichten 14-150 lässt sich das Gesamtpaket für meinen Geschmack nicht mehr komfortabel halten. Olympus bietet einen passenden Griff für die E-M10 an, mit dem die Kombination dann wieder sehr komfortabel zu halten ist. Zum einen trägt aber der Griff dann auch wieder ca. 100g zum Gesamtgewicht bei. Zum anderen wird das Handling etwas unbequemer, weil man zum Akku- oder SD-Karten-Wechsel immer den Griff abnehmen muss, auch wenn das über einen Schnellverschluss recht einfach geht.


Mit der Menüführung von Olympus habe ich mich nie wirklich anfreunden können. Nach einiger Zeit kam ich damit zwar einigermaßen klar, aber gut geht eben anders.
Aber die wichtigsten beiden Punkte: die Automatiken von Olympus sind aus meiner Sicht absolut nicht auf der Höhe der Mitbewerber, ich bin einfach mehr Unterstützung gewöhnt. Als Beispiel: ich habe in einem Urlaub eine dunkle Holzhütte aus kurzer Entfernung fotografiert, sie füllte etwa 60-70% des Bildes, der Rest war Grünzeug drum herum. Die E-M10 hat korrekt auf 18% Neutralgrau belichtet, was natürlich dazu führt, dass die Hütte viel zu hell auf dem Bild abgebildet wurde. Das Ergebnis war also technisch einwandfrei, aber führte nicht zu dem gewünschten Ergebnis.
Die Sony a6000 hat die Szene irgendwie erkannt, so dass die Szene auf dem Bild abgebildet wurde wie mit den Augen wahrgenommen. Sämtliche Bilder, die nicht so belichtet wurden wie gewünscht, waren natürlich darauf zurückzuführen, dass ich als Fotograf irgend etwas nicht beachtet und entsprechend parametriert hatte. Es war immer meine Schuld und bei korrekter Einstellung hätte die E-M10 auch die gewünschten Resultate geliefert. Aber die Welt hat sich in den lezten 10 Jahren weiterbewegt und die Hersteller haben viel in Automatiken investiert, welche die Kameras viel gutmütiger machen und unzureichende Bedienung ausgleichen. Nun muss man dieses Problem in Relation stellen. Natürlich sind die Bilder der E-M10 meistens schon belichtet wie gewünscht. Nur war die Ausfallquote bei mir einfach deutlich höher als mit allen anderen Kameras, die ich länger genutzt habe. Das ist für mich um so wichtiger, da die Kamera auch von Familienmitgliedern genutzt wird, die sich nicht für Fotografie interessieren und per Automatik einfach möglichst gute Bilder bekommen möchten.
Selbst wenn die Bilder wie gewünscht belichtet waren, hatte ich meine Probleme mit den Olympus-Farben. Das wird wohl an mir liegen, denn viele kaufen Olympus Kameras ja gerade wegen der Farben. Bei mir ist es anders herum. Ich empfinde die Farben oft als zu künstlich, speziell Violett- und helle Grüntöne wirken auf mich merkwürdig im Farbspektrum verschoben. Das vielgelobte puschen des Himmelsblaus wirkt auch oftmals zu künstlich auf mich. Das lässt sich natürlich alles über entsprechende JPEG-Parametrierung ändern oder aus dem RAW korrigieren, führte für mich aber insgesamt zu erhöhtem Nachtbearbeitungsaufwand. Auch unterschiedliche Farbeinstellungen brachten mich wenig weiter. Natural war für meinen Geschmack zu blass, Vivid dann wieder viel zu knallig.
In der Summe klingt das jetzt negativer als es soll. Die E-M10 ist eine sehr gute Kamera und wäre fast meine Gewinnerin geworden. Aber das Gute ist des Besseren Feind. Am Ende hat die GX7 alles für mich richtig gemacht. Durch den etwas größeren Griff ist sie besser zu halten, auch mit dem 14-150 benötige ich keinen separaten Griff. Der schwenkbare Sucher erschien mir zuerst wie ein ein unnötiges Gimmick, mittlerweile nutze ich ihn regelmäßig und möchte nicht drauf verzichten. Das gesamte Bedienkonzept der GX7 ist vorbildlich, inklusive sinnvoller Touch-Unterstützung praktisch überall. Ich habe noch nie so wenig an einer neuen Kamera konfiguriert, die GX7 kommt mit einer für mich praktisch perfekten Voreinstellung. Lediglich den Wifi-Button habe ich umkonfiguriert, um damit den Elektronischen Verschluss ein-/auszuschalten.
Erstaunlicherweise macht der 2-Achsen Stabilisator bei mir einen besseren Job (s. mein Blog Gadgetechtoya) als sein 3-Achsen Pendant der E-M10. Das ist für mich kein Kaufgrund, weil auch der Stabilisator der E-M10 für mich mehr als ausreichend ist. Aber einen noch besseren Stabilisator nehme ich gerne mit.
Die Videoqualität der GX7 lässt jene der E-M10 weit hinter sich (erst mit der mittlerweile verfügbaren E-M5 Mk2 hat Olympus hier gleichgezogen). Und beim Autofokus sind zwar beide schon sehr gut, aber die GX7 ist hier speziell bei schwachem Licht noch einmal merklich besser.
Und dazu noch Panasonics bekannte Stärken: die sogenannte intelligente Automatik verdient ihren Namen zu recht. Auch wenn die meisten Anbieter hier in den letzten 10 Jahren einiges geleistet haben, ist für mich die Panasonic-Automatik immer noch der Gold-Standard. Dazu arbeitet die JPEG-Engine genau so, wie ich sie haben möchte. Das erspart mir in den meisten Fällen die RAW-Bearbeitung. Teilweise sind die JPEG-Ergebnisse sogar besser als das, was ich mit ein paar Minuten RAW-Bearbeitung hinbekommen würde. Da müsste ich z.T. schon richtig Zeit investieren. Die Farben wirken absolut natürlich und sind normalerweise nur wenig gepusht. In sonnigen Situationen gibt das schöne, leuchtende Bilder, die aber nicht künstlich wirken. Ich hatte noch bei keiner meiner bisherigen Systemkameras so wenig die Notwendigkeit, die RAW's zu bearbeiten wie bei der GX7. Und das merke ich in Summe deutlich. Normalerweise habe ich immer einen ganzen Schwung Fotos auf der Festplatte, die noch nachbearbeitet werden müssen. Seit der GX7 komme ich damit viel schneller durch, weil ich eben oft das JPEG ooc direkt nutze oder höchstens begradige.
Nun ist die GX7 nicht in jeder Hinsicht besser als die E-M10. Die Haptik der beiden oberen Einstellräder ist bei der E-M10 einfach vorbildlich und besser als bei der GX7. Auch die Konfigurationsmöglichkeit der beiden Einstellräder sind bei der E-M10 besser. Und die Gesichtserkennung ist bei der E-M10 deutlich besser umgesetzt, insbesondere mit der integrierten Augenerkennung, auch mit Fokussierung auf das jeweils nähere Auge. Die Suchermuschel der E-M10 ist bei Sonnenlicht deutlich besser, bei der GX7 gibt es zwar eine vergleichbare als Zubehörteil, aber bei dem Systempreis sollte eine anständige Augenmuschel im Preis enthalten sein, zumal es sich ja nur um ein Stück Gummi handelt. Um das hier ganz klar zu sagen: gäbe es nicht die GX7, wäre die E-M10 jetzt meine Haupt-Kamera. Auch wenn ich hier viel Kritik geäußert habe, so ist das Kritik auf hohem Niveau.
In der Summe der Eigenschaften ist für mein Anwendungsfeld meine Gewinnerin die Panasonic Lumix DMC-GX7.
Nachtrag: für die zwischenzeitig erschienene E-M10 Mark II habe ich meine Bewertung noch ein Mal angepasst.
Arnes Kauftip: Panasonic Lumix DMC-GX7

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